« Die Wunde der Vergangenheit |
Der Überfall auf die Sowjetunion »
Entscheidung im Morgengrauen
6. Juni 1944: Mit der größten Landungsoffensive in der Militärgeschichte soll Hitler-Deutschland in die Knie gezwungen werden. Das Unternehmen ist riskant, schon am ersten Tag werden 10 000 Soldaten verwundet oder getötet – doch es gelingt.
Was mag in den mehr als 150 000 Soldaten vorgegangen sein, die in der Nacht zum 6. Juni 1944 mit Kriegsschiffen an die Strände der Normandie gebracht werden? Was würde sie erwarten, dort im von deutschen Truppen besetzten Frankreich? Die meisten der Soldaten kamen aus den USA und aus Kanada. Europa – das war ein ferner Kontinent für sie. Und nun sollten sie hier kämpfen, in einem fremden Land, gegen die Truppen eines fanatischen und grausamen Diktators namens Adolf Hitler. Auf 10 000 von ihnen wartet der Tod, sobald sich die riesigen Ladeklappen der Schiffe geöffnet haben und sie ungeschützt durch das Wasser direkt auf die feindliche Linie zurennen müssen, werden sie erschossen. Oder sie ertrinken in den Fluten des Meeres.
Trotz der Verluste ist die beispiellose Offensive ein Erfolg. Den Tausenden Marineschiffen und Flugzeugen sowie dem ausgeklügelten Schlachtplan der Alliierten hat das deutsche Heer nur wenig entgegenzusetzen. Die Alliierten hatten die Wehrmacht mit einer in Südengland stationierten „Geister-Armee“ getäuscht – die deutschen Strategen rechneten nicht damit, dass der Gegner in der Normandie landen würde. Hitlers Westfront bröckelte erst und brach dann vollständig zusammen.
Der 6. Juni ist der D-Day. Der Tag, dem Staatsoberhäupter und Veteranen alljährlich in der Normandie gedenken. Weil dieser Tag den Verlauf des 2. Weltkriegs verändert hat. Weil sich eine riesige Armee aus den USA, aus Großbritannien, aus Frankreich, aus Kanada, aus Polen,Tschechien, Belgien, Norwegen und den Niederlanden gemeinsam gegen Hitler-Deutschland stemmte – und schließlich Erfolg hatte. Knapp ein Jahr nach der Invasion in der Normandie ist der Krieg zu Ende, Deutschland kapituliert.
…
So lief die Landung ab
Als erste Aktion wurden die Strände und deutsche Stellungen bombardiert. Im Hinterland sollten Fallschirmjäger abspringen, um die Nachschubwege abzuschneiden. Doch schon hier kam es zu bösen Überraschungen für die Alliierten: Viele Fallschirmjäger ertranken in künstlichen, von den Deutschen angelegten Flutgebieten. Wieder andere sahen sich einem Feuerhagel ausgesetzt und starben, noch bevor sie einen Fuß auf die Erde getan hatten.
Dann kamen die Schiffe. Mehr als 5000 Kriegsschiffe mit Soldaten und Panzern an Bord. Sie nahmen die Küstenabschnitte „Utah“, „Omaha“, „Gold“, „Sword“ und „Juno“ ins Visier und sandten die Landungsboote aus. Nun stand das Unternehmen auf der Kippe. Viele Soldaten waren seekrank durch die Überfahrt geworden, mit 50 Kilo Waffen und Muntion auf den Schultern sollten sie ins Wasser springen und ans Land gelangen – irgendwie. Etliche haben das nicht überlebt, sie sind im Meer ertrunken. Und auch wenn das Truppenaufkommen des Gegners höchstens spärlich war, so feuerten die deutschen Soldaten doch aus ihren Schutzwällen auf die Soldaten, die aus den Landungsbooten krochen und so ein leichtes Ziel boten. Auch der Plan, Panzer mittels eines Segeltuchs zum Schwimmen zu bringen, misslang kläglich.
Die Kämpfe waren heftig an diesem 5. Juni, der als der längste Tag des Krieges in die Historie eingehen sollte, die Verluste auf beiden Seiten groß. Doch die Alliierten waren materiell und personell überlegen, sie hatten zudem den Überraschungseffekt auf ihrer Seite. Nach 22 Uhr abends haben die Alliierten 130 Quadratkilometer erobert. US-Präsident Franklin D. Roosevelt sprach übers Radio zu seinen Landsleuten: „Allmächtiger Gott: Unsere Söhne, der Stolz unserer Nation, haben am heutigen Tag ein gewaltiges Werk begonnen. Sie kämpfen nicht aus Eroberungssucht. Sie kämpfen, um Eroberung zu beenden. Sie kämpfen, um zu befreien.“ Zu Ende war der Krieg aber erst elf Monate später.
Auszug aus: FOCUS-Online-Autorin Kathrin Zeilmann, Samstag, 06.06.2009
Ergänzung:
Der Krieg in Europa endete mit der Kapitulationserklärung am 8. Mai 1945, nachdem die russischen Soldaten Berlin eingekreist hatten.
Der Beitrag wurde
am Donnerstag, den 6. Juni 2013 um 21:45 Uhr
unter der Kategorie Erinnerung, Vorstand veröffentlicht.
Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen
und selbst einen Kommentar schreiben.
Einen Kommentar schreiben
|