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« Krieg ist  |   Hungersnot in der Ukraine »

Ukraine 1932/33 - Holodomor vor 90 Jahren

Ampel und Union wollen Hungersnot in der Ukraine als Völkermord anerkennen

Millionen Ukrainer fielen in den Dreißigerjahren dem von der Sowjetführung forcierten Tod durch Aushungern zum Opfer.

Nach SPIEGEL-Informationen will der Bundestag das Verbrechen nun als Genozid anerkennen. 25.11.2022  -  Von Florian Gathmann, Marina Kormbaki und Severin Weiland

Kiew im November 2021: Ukrainer gedenken der Millionen Opfer, die die von Stalin übers Land gebrachte Hungersnot in den 1930er-Jahren zur Folge hatte

Der Holodomor, die »Tötung durch Hunger«, zählt zu den dunkelsten Kapiteln der ukrainischen Geschichte. In den Jahren 1932/33 ließ der sowjetische Machthaber Josef Stalin die Menschen im Gebiet der heutigen Ukraine systematisch aushungern. Allein in jenem Winter fielen Schätzungen zufolge 3,5 Millionen Menschen der durch die Zwangsabgabe von Getreide absichtlich herbeigeführten Hungersnot zum Opfer.

In Deutschland und Europa ist das millionenfache Leid der Ukrainerinnen und Ukrainer kaum bekannt. Das wollen die Bundestagsfraktionen von SPD, Grünen, FDP und CDU/CSU nun ändern.

Die Parlamentarier haben einen überparteilichen Antrag erarbeitet, in dem sie sich für die Anerkennung des Holodomor als Genozid aussprechen. Am Mittwoch kommender Woche soll der Antrag im Bundestag beraten und beschlossen werden. Das Papier liegt dem SPIEGEL vor.

»Betroffen von Hunger und Repressionen war die gesamte Ukraine, nicht nur deren getreideproduzierende Regionen«, heißt es in dem Antrag. »Damit liegt aus heutiger Perspektive eine historisch-politische Einordnung als Völkermord nahe. Der Deutsche Bundestag teilt eine solche Einordnung«, schreiben die Initiatoren um den Grünenabgeordneten Robin Wagener.

Mit der erzwungenen Kollektivierung habe die sowjetische Führung Bäuerinnen und Bauern sowie die ukrainische Lebensweise, Sprache und Kultur unterdrücken wollen. Die aufgezwungene Hungersnot habe auch die »politische Unterdrückung des ukrainischen Nationalbewusstseins« zum Ziel gehabt, heißt es im fraktionsübergreifenden Papier. Der massenhafte Hungertod sei keine Folge von Missernten gewesen, sondern sei von der politischen Führung der Sowjetunion unter Josef Stalin verantwortet worden. »Der Holodomor stellt damit ein Menschheitsverbrechen dar«, so die Parlamentarier.

Der Holodomor falle in eine Zeit »massivster, in ihrer Grausamkeit bis dahin unvorstellbarer Menschheitsverbrechen auf dem europäischen Kontinent«, schreiben sie und führen aus: »Zu diesen gehören der Holocaust an den europäischen Jüdinnen und Juden in seiner historischen Singularität, die Kriegsverbrechen der Wehrmacht und die planmäßige Ermordung von Millionen unschuldiger Zivilistinnen und Zivilisten im Rahmen des rassistischen deutschen Vernichtungskriegs im Osten, für die Deutschland die historische Verantwortung trägt.«

Die Abgeordneten fordern die Bundesregierung auf, an die Opfer des Holodomor zu erinnern und zu dessen internationaler Bekanntmachung beizutragen – etwa durch Bildungsangebote. Auch müsse sie »jeglichen Versuchen, einseitige russische historische Narrative zu lancieren«, entgegenwirken. Zudem spannen die Parlamentarier einen Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart der kriegsversehrten Ukraine und rufen zu ihrer Unterstützung auf – »politisch, finanziell, humanitär und militärisch«.

»Putin steht in der grausamen und verbrecherischen Tradition Stalins«, sagte der Grünenpolitiker Wagener dem SPIEGEL. »Heute wird die Ukraine erneut mit russischem Terror überzogen. Erneut sollen durch Gewalt und Terror der Ukraine die Lebensgrundlagen entzogen, das gesamte Land unterworfen werden«, so der Vorsitzende der deutsch-ukrainischen Parlamentariergruppe.

Der CDU-Außenpolitiker Knut Abraham nannte die bevorstehende Anerkennung des Holodomor als Völkermord durch den Bundestag ein »historisches Ereignis« für die deutsch-ukrainischen Beziehungen. »Das ist eine moralisch-politische Einordnung, die dazu beitragen soll, dass solche Verbrechen geächtet werden«, sagte Abraham dem SPIEGEL. Die deutsche Öffentlichkeit müsse besser über die ukrainische Geschichte und »diesen Völkermord« informiert werden, so der CDU-Abgeordnete.

Ökumenische Gedenkveranstaltung im Berliner Dom am 29. November

Die Ukraine wirbt seit Langem international um die Einstufung der Hungerkatastrophe als Genozid. Erst vor wenigen Tagen hatte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba in einem Gastbeitrag für die »Welt« den Bundestag aufgefordert, den Holodomor offiziell als Völkermord anzuerkennen. »Es war ein Genozid, und als solcher muss er auch bezeichnet werden – aus Respekt vor dem Gedenken an die Opfer, auch, damit historische Gerechtigkeit wiederhergestellt wird«, schrieb Kuleba.

Der Zeitpunkt für die Parlamentarierinitiative ist nicht zufällig gewählt: Seit 1998 ist der vierte Samstag im November offizieller Tag der Erinnerung an die Opfer des Holodomor in der Ukraine.

Aus diesem Anlass gibt es auch in der kommenden Woche im Berliner Dom am 29. November um 18 Uhr eine »ökumenische Gedenkveranstaltung (Requiem)«, zu der die ukrainische Botschaft in Deutschland einlädt. Der Holodomor sei eine vom Sowjetdiktator Stalin absichtlich herbeigeführte Massenhungersnot in der Ukraine gewesen und gehöre »zu den schlimmsten Massenverbrechen in der Geschichte, die mindestens vier Millionen Menschenleben gefordert hat«, heißt es in einer Einladung der Botschaft, die dem SPIEGEL vorliegt.

Im Jahr 2016 beschloss das deutsche Parlament mit breiter Mehrheit einen gemeinsamen Antrag von Union, SPD und Grünen, in dem die Tötung von Hunderttausenden Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord eingestuft wird. Der Anerkennung des Genozids an den Armeniern waren heftige Proteste der Regierung in Ankara vorausgegangen.

Im Mai 2021 erkannte die Bundesregierung die deutschen Verbrechen der Kolonialzeit in Namibia an den dortigen Volksgruppen der Herero und Nama offiziell als Völkermord an – 113 Jahre nach Verüben der Massaker.

Quelle:  Spiegel de, Abruf 25.11.2022

Siehe auch z.B. Wikipedia org, dort Stichwort  Holomodor


Der Beitrag wurde am Montag, den 28. November 2022 um 01:11 Uhr unter der Kategorie Vorstand veröffentlicht. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen und selbst einen Kommentar schreiben.

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