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Der Untergang der 6. Armee in Stalingrad »
“Auch wenn viele Menschen in Deutschland, insbesondere aus der jüngeren Generation, nur noch diffuse Kenntnisse über den Zweiten Weltkrieg besitzen, dürfte dennoch die Vorstellung weit verbreitet sein, dass die „Ostfront“ derjenige Kriegsschauplatz in diesem Krieg war, auf dem die härtesten Kämpfe stattfanden und die Wehrmacht die größten Verluste erlitt.
So wie „Verdun“ das Symbol für die exorbitanten Verluste des Ersten Weltkriegs ist, so gilt die „Ost-front“ – und dort speziell das Schicksal der 6. Armee bei Stalingrad - als Synonym für das massenhafte Sterben im Zweiten Weltkrieg“. Im Folgenden soll geprüft werden, ob, bzw. in wie weit dieses Urteil trägt.
Leider ist es nicht möglich, auf diese scheinbar so simple Frage eine klare Antwort zu finden; zu zahlreich und widersprüchlich sind die vorliegenden Datenreihen. Sie unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Angaben, sondern auch hinsichtlich der Aussagekraft, wurde doch der Begriff „Verlust“ durchaus unterschiedlich definiert. Im Folgenden sollen hinunter zunächst die blutigen Verluste, d.h. die Summe der Gefallenen, der Vermissten einschließlich der in Kriegsgefangenschaft Geratenen und derjenigen Verwundeten verstanden werden, die so schwer verletzt waren, dass sie vom Kriegsschauplatz evakuiert wer-den mussten. Zum Abschluss werden dann diese blutigen Verluste mit den demographischen Daten verglichen.
Die folgenden Ausführungen gliedern sich in drei Abschnitte. Zunächst werden das Meldewesen der Wehrmacht und die Abhängigkeit der Verlustangaben von diesen Meldewegen aufgezeigt. In einem zweiten Schritt werden die vorhandenen Daten in den historischen Kontext gestellt und nach verschiedenen Richtungen differenziert.
Abschließend werden die Wehrmachtstatistiken dann mit demographischen Ergebnissen verglichen.
Innerhalb der Wehrmacht existierten zwei Meldewege für Verluste:
Der IIa-Meldeweg: Die Personalabteilung (Stabsabteilung IIa) meldete die Verluste täglich an den übergeordneten Verband. Dort wurden sie zu 10-tägigen Meldungen und anschließend auf der Ebene der Gesamt-Wehrmacht zu monatlichen Meldungen zusammengefasst. Der IVb-Meldeweg: In gleicher Weise meldeten die Sanitätsoffiziere (Stabsabteilung IVb) auf ihrem ärztlichen Fach-Meldeweg. Diese Meldungen erfolgten zunächst 3-tägig, dann 10-tägig.
Die Angaben des Sanitätswesens lagen in der Regel deutlich unter denen des Personalwesens. Die Wehrmacht führte den Unterschied darauf zurück, dass die Ärzte zwar über die Kranken-stände gut informiert waren, die Einheiten ihnen jedoch die Verluste nicht immer vollständig meldeten. Damit war der IVb-Meldeweg zwar weniger zuverlässig, die Daten lagen jedoch schneller vor die als des IIa-Meldeweges. Für die Zwecke der militärischen Führung überwog dieser Geschwindigkeitsvorteil; für militärischen Operationsentscheidungen war es wichtiger, Informationen möglichst schnell zu erhalten, als dass es auf möglichst exakte Daten angekommen wäre.
Auf der Ebene der Wehrmachtteile wurden die Ergebnisse der beiden Meldewege miteinander abgeglichen und zu Monatszahlen aggregiert. Diese Zahlenreihen lagen den langfristige Planungen und Entscheidungen zugrunde. Die folgende Tabelle zeigt die Verluste an der „Ostfront“ auf dieser Basis; sie endet mit dem Dezember 1944.
Der Grund hierfür ist nicht in einer fehlenden Datenbasis zu suchen, schließlich liegen lückenhafte Daten bis in den April 1945 vor, sondern in einer methodischen Überlegung. Ab Anfang 1945 wurde das gesamte Reichsgebiet zur Operationszone, Millionen deutscher Soldaten versuchten, sich von der „Ostfront“ abzusetzen, um sich den Westalliierten gefangen zu geben. Damit lassen sich die Verluste immer weniger einer Front zuordnen. Mit der Kapitulation gerieten – von wenigen Ausnahmen abgesehen - alle deutschen, d.h. die Verlustrate an allen Fronten betrug annähernd 100%. Von daher verlieren vergleichende Überlegungen ab Ende 1944 zunehmend ihren Sinn.”
Anmerkung – Auf die Tabelle wird an dieser Stelle verzichtet.
Es ergibt sich daraus zusammenfassend, dass die monatlichen Verluste der Wehrmacht allein an der Ostfront zahlenmäßig oberhalb von 123.000 gelegen habe.
Aufaddiert kommt Overmans zum Ergebnis, dass die Verluste der Wehrmacht an der Ostfront im Zeitraum Juni 1941 bis Dezember 1944 (also für die Zeit von 42 Monaten) bei mindestens 5.300.000 Wehrmachtsangehörige (also Heer / Waffen SS / Luftwaffe /Marine) gelegen haben wird. Der weit überwiegende Teil davon war dem Heer zuzurechnen.
Quelle: Rüdiger Overmans, in www dokst de (Auszug)
Der Beitrag wurde
am Donnerstag, den 17. Januar 2019 um 00:22 Uhr
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