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« Wie Stalins Rote Armee die Krim eroberte  |   22. Juni 1941: Der verhängnisvolle Irrtum »

“Fall Blau” 1942 - Der zweite Blitzkrieg, der Stalin vernichten sollte

Mit der Operation “Fall Blau” wollte Hitler Stalingrad und die Ölquellen im Süden erobern. Der Plan war derart riskant, dass Stalin ihn nicht erwartete.

Er glaubte an die Offensive gegen Moskau.

Jede moderne Armee hat dieselbe Achillesferse: Treibstoff. Ohne Benzin fährt kein Panzer, fliegt kein Flugzeug, kann kein Generator Strom für Funkgeräte oder U-Boot-Batterien erzeugen. Hitlers Drittes Reich aber hatte sich ohne nennenswerte Ölvorräte in den Krieg gestürzt. 1939 mussten zwei Drittel des deutschen Erdölverbrauchs importiert werden. Nur weil im Hitler-Stalin-Pakt von 1939 die UdSSR umfangreiche Öllieferungen zugesagt hatte, konnte die Wehrmacht überhaupt ihre Blitzkriege führen. Drei Viertel des sowjetischen Erdölexports ging 1940 nach Deutschland, rund 617.000 Tonnen.
Doch damit war es, trotz weiterhin bestehender Unterversorgung der deutschen Armee, mit dem Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 vorbei. Hitlers Ziel war es, Stalin bis zum Herbst zu unterwerfen, die Sowjetunion zu kolonisieren und so Zugriff auf die Rohstofflager zu bekommen. Doch im Dezember 1941 scheiterte dieses Vorhaben endgültig.
Aus diesem Dilemma gab es für die Wehrmacht nur zwei mögliche Auswege: Einerseits die Eigenproduktion an Kraftstoff erhöhen, andererseits mit Vorrang die sowjetischen Ölfelder erobern. Mit enormem Aufwand wurde deshalb die Erzeugung synthetischen Benzins vorangetrieben, durch Verflüssigung der in Deutschland reichlich vorhandenen Kohle. Sieben Hydrierwerke waren 1939 in Betrieb, bis 1941 kamen vier weitere hinzu. Trotz deutlich steigender Produktionskapazitäten brauchte die deutsche Kriegswirtschaft aber vor allem kurz- und mittelfristig zusätzliche natürliche Ölquellen, über die des verbündeten Rumäniens hinaus.

Schon 1918 standen Deutsche in Baku

Vor einem ähnlichen Dilemma hatte schon im Ersten Weltkrieg die Oberste Heeresleitung gestanden – obwohl die Schlachten 1914 bis 1918 noch viel weniger motorisiert und daher treibstoffabhängig geführt wurden. Der damalige Generalquartiermeister Erich Ludendorff schickte im Frühjahr 1918 erst einige tausend, schließlich 19.000 Soldaten als deutsche Besatzung auf die russischen Erdölfelder bei Tiflis im Kaukasus. Sie sollten einerseits gefürchtete britische Angriffe abwehren, andererseits die Quellen für die deutschen Kriegswirtschaft sichern.

Der deutsche Generalstab im nächsten Krieg hatte wohl diese Operation vor Augen, als General Georg Thomas, der Chef des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes, 1941 vor einem bevorstehenden “Ölloch” warnte. Hitler selbst hatte in seiner konkreten Ankündigung eines Angriffs auf die Sowjetunion am 31. Juli 1940 die Rohstofffrage nur gestreift.
Ein gutes Jahr später jedoch, am 12. August 1941, vertrat er bereits die Auffassung, dass “die Vernichtung beziehungsweise Wegnahme lebenswichtiger Rohstoffquellen noch entscheidender ist als die Besetzung oder Zerstörung industrieller Verarbeitungszentren”. Auch Marine und Luftwaffe, die zu hundert Prozent auf Treibstoffversorgung angewiesen waren, drängten im November 1941, wenigstens das nordwestlichste der großen kaukasischen Erdölvorkommen so schnell wie möglich zu erobern.

Harte Verluste des Winters

Es war daher ganz konsequent, dass sich zum Jahreswechsel 1941/42 der Blick Hitlers ebenso wie jener des Generalstabes auf den Süden der Sowjetunion richtete. Eine erste Andeutung des Kriegsplanes für das neue Jahr machte der “Führer” am 3. Januar 1942 gegenüber dem japanischen Botschafter in Berlin, Hiroshi Oshima.

In den kommenden Monaten entwickelten die zuständigen Stäbe konkrete Vorhaben und richteten die Umstrukturierung des Ostheeres nach den verheerenden Verlusten des harten Winters entsprechend aus.
Das Ergebnis war der “Fall Blau”, die große Offensive der Wehrmacht im Süden der Sowjetunion ab Frühsommer 1942, die nun den Sieg über Stalin bringen sollte.
Militärische Fachleute jedoch hatten Zweifel. Der Chef des Ersatzheeres, Generaloberst Friedrich Fromm, spielte zu dieser Zeit schon mit Gedanken an einen Friedensschluss mit der Sowjetunion; der Generalquartiermeister Eduard Wagner sprach intern von “utopischen Offensivplänen”; General Thomas warnte, dass das “Missverhältnis zwischen Kriegsbedarf und Deckungsmöglichkeiten immer größer” werde und riet, die “militärischen Operationen im Sommer 1942 an die Treibstofflage anzupassen”. Doch diese hellsichtigen Voraussagen blieben ungehört.

Ein Drittel der Einsatzstärke verloren

Im Frühjahr 1942 hatte die Wehrmacht an der Ostfront rund 35 Prozent ihrer Einsatzstärke von Juni 1941 verloren. Der Kampfkraftverlust war sogar noch höher; er lag bei 50 Prozent für die Heeresgruppe Süd und sogar 65 Prozent für die beiden anderen Heeresgruppen Mitte und Nord. 3319 abgeschossenen Panzern standen nur 732 neu ausgelieferte Kettenfahrzeuge gegenüber. Insgesamt beurteilte der Generalstab mit Stichtag 30. März 1942 nur acht der insgesamt 162 Divisionen des Ostheeres als “für alle Aufgaben geeignet”, also “voll verwendungsfähig”. Ein Jahr zuvor hatte diese Bewertung noch für 136 der damals 209 Divisionen gegolten.

All das wurde jedoch ignorierte Hitler jedoch beim Entwurf seines “Siegplanes”. Weitere schwere strategische Fehler kamen hinzu: Die Operation hatte nicht ein, sondern zwei Hauptziele – nämlich neben der Eroberung der kaukasischen Ölfelder auch die Zerschlagung der sowjetischen Rüstungskapazität im Süden, vor allem um und in Stalingrad. Selbst bei optimalem Verlauf des Feldzuges musste am nördlichen Rand des deutschen Vormarsches entlang des Flusses Don eine auf mehr als das doppelte gestreckte Frontlinie entstehen.

Das bot für den Gegner beste Möglichkeiten, mit einem Gegenschlag die vorrückenden Truppen von der Versorgung abzuschneiden und einzukesseln. Schließlich mussten sich die Angriffsspitzen zum einen Hauptziel der Operation, Stalingrad, gut 500 Kilometer durch Feindesland kämpften, zum anderen Ziel, Baku am kaspischen Meer, aber sogar etwa 1200 Kilometer. Das war bis zum Einbruch des folgenden Winters voraussichtlich im November 1942 erkennbar kaum zu schaffen.

Stalin erwartete den Angriff auf Moskau

Nicht zuletzt deshalb erwartete der Generalstab der Roten Armee im Frühjahr 1942 eine deutsche Offensive in andere Richtungen. Die bevorzugte Versorgung der Heeresgruppe Süd mit Nachschub wurde zwar registriert, doch als mögliches Täuschungsmanöver angesehen. Den deutschen Hauptstoß erwarteten die Generäle Alexander Wassilewski und Georgi Schukow vom südlichen Abschnitt der deutschen Heeresgruppe Mitte nach Moskau, eventuell auch weiter nach Osten ausgreifend zur Stadt Gorki, um den Großraum Moskau einzukesseln.

Richtung Süden erwarteten dagegen Stalins fähigste Militärs höchstens Entlastungs- und Ablenkungsangriffe. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass die strategisch so versierten deutschen Generalstabsoffiziere eine so gefährliche Operation wie den “Fall Blau” planen könnten.

Als die Offensive am 28. Juni 1942 begann, erkannten Wassilewski und Schukow bald ihre Chance, der Wehrmacht eine verheerende Niederlage beizubringen: die Schlacht um Stalingrad.

Von Sven Felix Kellerhoff. In: Welt de


Der Beitrag wurde am Freitag, den 26. Mai 2017 um 20:25 Uhr unter der Kategorie Vorstand veröffentlicht. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen und selbst einen Kommentar schreiben.

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